Yoga ist heute viel populärer als vor 20 Jahren und so verwundert es nicht, dass sich in den Yogakursen für Schwangere heutzutage immer mehr Teilnehmerinnen finden, die schon Yogaerfahrung mitbringen. Oft höre ich dann die Frage: „Aber das habe ich doch bisher auch geübt, warum soll ich das denn nun nicht mehr üben oder angepasst üben?“ Obwohl Yoga als Übungssystem in der Gesellschaft angekommen ist, fehlt es dennoch oft an Unterstützung in dieser Zeit der Veränderungen. Sei es durch die intensive Betreuung einer Hebamme, einen Geburtsvorbereitungskurs oder den Rat einer anderen Frau, die die Erfahrung von Schwangerschaft und Geburt sowie das Leben mit Kindern schon erfahren hat. Hier bietet ein Yogakurs für Schwangere eine gute Möglichkeit in den Austausch mit anderen werdenden Müttern zu kommen.
Die Veränderungen, die mit einer Schwangerschaft einhergehen sind vielfältig und betreffen Körper, Atem und Geist. Diese Veränderungen sollten wir im Blick behalten, wenn wir Yoga für Schwangere unterrichten wollen.
Asanas unter anderen Umständen – was sollte man beachten?
Viele Teilnehmerinnen möchten auch während dieser Zeit etwas für ihren Körper tun; in Bewegung bleiben sozusagen. Je nach Schwangerschaftswoche und Befinden der werdenden Mutter sind die asanas entsprechend anzupassen bzw. mit Hilfsmitteln auszuführen.
Bestimmte asanas sollten während der Schwangerschaft gar nicht geübt werden bzw. machen nur bis zu einer bestimmten Schwangerschaftswoche Sinn. Yogahaltungen, die den Bauchraum eng werden lassen oder gar Druck auf diesen Bereich ausüben – etwa intensive Drehhaltungen oder Haltungen in der Bauchlage – sollte frau weglassen. Umkehrhaltungen, wie der nach unten schauende Hund, sollten nur bis ca. Mitte des 2. Trimesters geübt werden. Unabhängig von der Schwangerschaftswoche stehen aber immer die werdende Mutter und ihr ungeborenes Kind im Vordergrund. Sich trotz all der körperlichen Veränderungen eine möglichst aufgerichtete Körperhaltung zu bewahren, lässt auch dem wachsenden Kind mehr Raum. Asanas, die die Aufrichtung der Brustwirbelsäule unterstützen und den Körper auf sanfte Weise durchbewegen sind mögliche Ansatzpunkte. Das nächste große Ziel, nämlich die Geburt, sollten wir bei unseren Überlegungen für eine stimmige Praxis im Blick behalten.
Atem – wie kann er die werdende Mutter unterstützen?
Unser Atem ist unser ständiger doch meist unbewusster Begleiter. Sich den eigenen Atem mittels entsprechender Übungen bewusster zu machen, kann für den Geburtsprozess sehr hilfreich sein. Natürlich spricht nichts dagegen das eine oder andere bekannte pranayama weiterhin zu üben. Doch unterstützen diese uns wirklich während des Geburtsprozesses? In der Regel reichen einfache Übungen mit dem Atem aus, um diesen entsprechend zu schulen und in seiner Qualität zu verbessern, so dass er aktiv und bewusst während der Geburt eingesetzt werden kann. Das Üben mit der Stimme kann hier eine wertvolle Vorbereitung sowie Begleitung für den Geburtsprozess sein. Übung macht die Meisterin. Je besser dies eingeübt wird während der Schwangerschaft, desto leichter und sicherer ist es während der Geburt abrufbar.
Geist – wie bleibt er fokussiert und ich gelassen?
Die Verbindung macht es möglich. Allein über das bewusste Verbinden des Atems mit den Bewegungen findet schon eine gewisse Ausrichtung des Geistes statt. Der Geist muss sich konzentrieren um zwei Dinge zu verbinden. Wenn ich den Fokus beispielsweise während des Geburtsprozesses immer wieder zum Ausatmen lenken kann, gebe ich dem im Alltag oft so aktiven Geist eine Aufgabe und kann mich so leichter auf das eine, das jetzt wesentliche – nämlich die Geburt – konzentrieren und trotz der Anstrengung Ruhe und Gelassenheit bewahren.
Wenn Du gerade ein Kind erwartest und auf der Suche nach einem passenden Yogakurs während dieser besonderen Zeit bist, melde Dich gerne an. Wir unterrichten auch online. Möchtest Du selbst gerne Schwangere unterrichten, bietet sich unsere Weiterbildung zum Thema Yoga in der Schwangerschaft an. Im nächsten Blog-Beitrag gibt uns Kornelia Becker-Oberender einen Einblick über Yoga mit Kindern und Jugendlichen.
Cornelia Slisch, Frankfurt am Main, 30.05.2022.